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Große Dateien aus Baidu Cloud herunterladen ohne Chinesisch-Kenntnisse (Teil 1)

Vor einiger Zeit habe ich ein auf dem Android-Betriebssystem basierendes Produkt auf ebay gekauft. Lange lief das Ding ohne Probleme, bis es vor Kurzem seinen Dienst eingestellt hat und nicht mehr weiter kommt als bis zum Boot-Screen. Ich habe den Online-Händler bei ebay angeschrieben (nein, nicht „angeschrien“ 😉 ) und gebeten, mir die Firmware zur Verfügung zu stellen, damit ich das Gerät neu aufsetzen/flashen kann. Der ebay-Verkäufer hat das auch netterweise gemacht (vermutlich nur, weil ich ihn nicht angeschrien habe…), womit das Problem aber erst so richtig anfing. Offensichtlich sitzt der Verkäufer mit seiner Firma in China und hat somit konsequenterweise die Online-Cloud von Baidu (dem Google von China) genutzt, um die Dateien hochzuladen. Per Email habe ich den Link (in der Form https://pan.baidu.com/share/xyz) zum Online-Ordner und ein Passwort für den Zugriff bekommen.

Link im Browser öffnen

Also einfach den Link angeklickt und im Browser geöffnet.

So weit so klar, in das hier rot umrandete Feld gehört wohl das Passwort rein und mit dem Button rechts davon bestätigt man. Es öffnet sich eine Seite, die einem von der groben Funktionalität und Struktur von anderen Online-Speichern bekannt sein dürfte.

Ich denke mir: „Super, fast geschafft.“ Denn auch auf dieser Seite kommt man noch ganz gut ohne Chinesisch-Kenntnisse zurecht: Das Symbol mit dem blauen Pfeil nach unten bedeutet offensichtlich „Download“. Also starte ich den Download einer der beiden Dateien. Nope… doch nicht so einfach. Es startet kein Download, stattdessen öffnet sich folgendes Fenster:

Wir brauchen Übersetzungs-Hilfe

Ok, um den chinesischen Text zu verstehen, würde ich normalerweise einfach die URL kopieren, bei Google Übersetzer (https://translate.google.com/) einfügen und die „übersetzte“ URL anklicken. Leider bringt uns der Übersetzungsdienst für ganze Webseiten in eine Sackgasse, denn wir kommen nicht weiter als bis zum Bildschirm für die Passworteingabe, denn der Button zum Bestätigen des Passworts reagiert nicht. Statt hier weiter nachzuforschen greife ich auf die mobile Variante des Google Übersetzers zurück. Ausgangssprache auf „Chinesisch“ und ein Klick auf das Kamera-Symbol. Dann ein Foto vom Bildschirm machen und die Text-Bereiche markieren, die übersetzt werden sollen.

Also, was sagt mir das Fenster von Baidu? Als Überschrift – ganz klar – erstmal die Aufforderung für Ordnung zu sorgen: „Fegen Sie das Login“. Ok, hab ich gemacht, also weiter. Unter dem Barcode steht „Bitte verwenden Sie den Baidu Network Disk App-Code zum Anmelden.“ Hmm, das will ich nicht… Unten links gibt es dann noch einen Link zum Login und unten rechts zum Registrieren. Also denke ich mir, vielleicht darf man den Download nur starten, wenn man eingeloggt ist. Dann erstellen wir also einen Account!

Wie die Google Übersetzer-App mir freundlicherweise verrät, geht das nicht ohne eine (chinesische) Handynummer.

BugMeNot aka „Liebe Webseite, nerv mich nicht mit Zwangs-Accounts!“

Dann müssen wir halt einen vorhandenen Account nutzen. Unser Freund in solchen Angelegenheiten ist BugMeNot.

Super, wir finden Zugangsdaten und klicken nun im Fenster mit dem QR-Code unten links auf „Login“, geben die Zugangsdaten ein (Achtung, bei Copy&Paste werden häufig einige Leerzeichen vor den Logindaten mit kopiert, also lieber abtippen oder vorher den Kopierten Text zum Überprüfen in einen Editor einfügen) und haben das nächste Problem…

Wir müssen für den Login auch das angezeigt Captcha abtippen. Auf Chinesisch… Da Captchas extra „verunstaltet“ werden, damit Bilderkennungs-Algorithmen diese nicht lesen können, wird uns die Google Übersetzer-App mit ihrer Kamerafunktion hier leider nicht mehr weiter helfen können. Oder vielleicht doch?

Captcha-Hacking auf Chinesisch

Ich habe das Captcha so oft über den rechts daneben stehenden Link neu geladen, bis ein möglichst wenig verunstaltetes Bild erschien. Das Captcha sollte möglichs gerade chinesische Zeichen haben und klar erkennbare Striche. Jetzt kann man einen Screenshot von dem Captcha machen und in einem beliebigen Bildbearbeitungsprogramm (z.B. Paint) die störenden Linien mit Weiß übermalen. Anschließend ein Versuch mit der Texterkennung von Google Übersetzer – tatsächlich, es wurde folgendes erkannt: “ 鼻塞 “

Dann habe ich mir die chinesischen Textzeichen auf dem Smartphone in eine Email kopiert und an mich selbst geschickt, damit ich sie wiederum am Laptop aus der Email herauskopieren und ich das Captcha-Feld eingeben kann. Und dieser Aufwand nur, weil man eine Datei herunterladen wollte… Ach übrigens, die Übersetzung von “ 鼻塞 “ lautet „verstopfte Nase“. Ich habe auch so langsam die Nase voll und klicke auf den „OK“-Button.

Teilerfolg: Download von kleinen Dateien

Die Anmeldung war erfolgreich 🙂 Und tatsächlich, der Download der ca. 12MB großen Datei startet nun ohne Probleme. Aber die über 870MB große Datei kann ich immer noch nicht einfach so herunterladen.

Hmm, große Dateien können anscheinend nur mit einem entsprechenden Programm von Baidu heruntergeladen werden. Diesen Download-Client („Baidu Netdisk“) bekommt man per Klick auf den blauen Button. Ich gebe auf…
…für heute!

Im Teil 2 zur Baidu Cloud gibt es eine Anleitung, wie man auch große Dateien herunterladen kann. Dafür muss man allerdings ein Programm der chinesischen Firma installieren. Im Gegenzug spart man sich, Captchas mit chinesischen Symbolen zu lösen, da beim Login über den Download-Client glücklicherweise ein Captcha mit lateinischen Buchstaben verwendet wird.

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